Diese Woche im Kino in der Reitschule

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Mit Nov 4 11:43:48 CET 2009




Diese Woche im Kino in der Reitschule
	
Filme aus der DDR

«Dritter Oktober neunzig, die Einheit ist da. Ein Volk suhlt sich in  
Schwarz-Rot-Gold und brüllt dabei Hurra . . .»     (Quetschenpaua)

Hurra haben bestimmt nicht alle gerufen. Und mir ging das alles  
sowieso viel zu schnell.
Ein Kind in der sogenannten Wendezeit. Bloss wohin «wenden», und ...  
gibt es Alternativen?
Da blieb nur noch ich selbst und die Auseinandersetzung mit wem oder  
was auch immer.

Auf der Suche nach Klarheit. Und diese ist in anderen Zeiten, anderen  
Kulturen und anderen Systemen auch nicht ungetrübter. Trotzdem oder  
eventuell wegen der sozialistischen Erziehung, bin ich immer wieder  
ermutigt, Kritik am Staat und am System zu üben.

Die Anfänge der DDR verbanden sich sicher mit grossen Hoffnungen in  
den Kommunismus als antikapitalistischen Lebensentwurf. Doch leider  
entpuppte sich dieses System als ebenso autoritär wie repressiv und  
ungerecht. Ich erinnere mich gerne an die Gemeinschaftlichkeit, die  
Nachbarschaftshilfe und das soziale Denken. Traurig nur, dass diese  
gewollte soziale Kontrolle auf Anpassung, und Zwangskollektivierung  
ausgerichtet war. Wer sich nicht einordnen konnte, bekam die «innere  
Sicherheit» zu spüren.

Eine Lehrerin, welche ihre Lernenden zum selbständigen und kritischem  
Denken anregen will, zeigt der Film «Karla» und spricht genau diesen  
Aspekt an. Doch es wird nicht nur im Inhalt des Films sondern auch  
mit seinem Verbot klar, was Meinungsfreiheit bedeutete. «Karla» wurde  
1965 gedreht, für Tabu erklärt und 1990 uraufgeführt.
Selbstbestimmung und Autonomie wurde meiner Meinung nach in Details  
gesteckt.

In kreativen, bunten und unbekümmerten Kinderfilmen werden wir in  
Welten entführt, welche unkompliziert und frei erscheinen. Wie  in  
«Die fliegende Windmühle» , einem Animationsfilm welcher unseren  
Zyklus eröffnen soll.
Darum lockte womöglich auch der naiv, kitschige Musikfilm «Heisser  
Sommer» sechs Millionen Menschen in die Ostkinos.

Viele interessante Einblicke, Beobachtungen, Sensibilisierungen und  
Ideen für unsere Reflexionen. Veränderungen sind das Leben!

« . . . Ja wenn das die Freiheit ist, na dann mal Gute Nacht, da habe  
ich mir immer schon, was ganz anderes bei gedacht . . .  
» (Quetschenpaua)


Donnerstag, 5.11., 20.30 Uhr
Freitag, 20.11., 21.00 Uhr
Karla
Spielfilm - DDR, 1965/1990, s/w, 129 min., FSK: 12
Drama, Frauenfilm, Gegenwartsfilm, DVD






Regie: Herrmann Zschoche
Produzent: DEFA-Studio für Spielfilme
Drehbuch: Ulrich Plenzdorf, Herrmann Zschoche
Kamera: Günter Ost
Musik: Karl-Ernst Sasse

Karla Blum kommt frisch von der Universität und soll in einer  
Kleinstadt eine 12. Klasse in Deutsch und Geschichte unterrichten.  
Voll Enthusiasmus will die junge Lehrerin ihre Schüler zu  
selbständigem und kritischem Denken erziehen. Doch bei allen -  
Jugendlichen, Kollegen, Direktor wie Schulrätin - stößt sie auf  
völliges Unverständnis, denn ihr unkonventionelles Verhalten steht im  
klaren Widerspruch zu den staatlich verordneten Prinzipien. Wenig  
förderlich für Karlas Ansehen ist auch ihre Liebesbeziehung zu  
Kaspar, einem Journalisten, der Stalins Verbrechen aufdecken soll,  
dann doch nicht darf und später aus Protest seinen Beruf an den Nagel  
hängt. Nach einer Niederlage resigniert auch Karla phasenweise und  
passt sich den Normen an. Doch ihre Ideen und Visionen sind stärker  
und so führt Karlas mutige Standhaftigkeit schließlich zur  
Zwangsversetzung.
Wie zahlreiche Filme der Jahresproduktion 1965/66 fiel auch "Karla“  
mit seinem zentralen Thema der Meinungsfreiheit dem 11. Plenum des ZK  
der SED zum Opfer. Zunächst wurden einzelne Szenen herausgeschnitten,  
letztlich der ganze Film verboten.

Prädikate / Auszeichnungen / Festivals
Internationale Filmfestspiele Berlin 1990 (Forum): Werkschau der  
Regalfilme, Internationale Filmfestspiele Berlin 2002: Retrospektive
  	

Freitag, 6.11., 21.00 Uhr
Samstag, 21.11., 21.00 Uhr
Der Tangospieler
Spielfilm - D/CH, 1990, Farbe, 96 min., FSK: 12
Literaturverfilmung, Biografie, Drama



Regie: Roland Gräf
Produzent: DEFA-Studio für Spielfilme, WDR, CSM
Drehbuch: Roland Gräf

Im Namen des Volkes: 21 Monate Gefängnis für die Beteiligten eines  
angeblich staatsverleumderischen Studentenkabaretts. Dr. Dallow,  
ehemals Oberassistent der Historischen Fakultät, eingesprungen für  
den erkrankten Tangospieler, wird im März 1968 aus dem Gefängnis  
entlassen. Er will fortan die Finger von Politik und Piano lassen.  
Aber es weckt den Zyniker in Dallow, wie Freunde, Familie und frühere  
Kollegen ihm begegnen, die Ausflüchte, warum ihn keiner besucht hat,  
das Drängen, alles zu vergessen, was hinter ihm liegt, kommt ihm sehr  
bekannt vor. Elke Schütte, seine neue Liebe, hat schnell von seiner  
Verbitterung genug und bittet ihn, erst wiederzukommen, wenn er mit  
sich im Reinen ist. Als im Herbst der "Prager Frühling“ gewaltsam  
beendet wird, setzt sich Dallow wieder ans Klavier…
Nach der gleichnamigen Erzählung von Christoph Hein mit Filmmusik des  
argentinischen Komponisten und Bandoneon-Spielers Astor Piazzolla.
Eine wahre Geschicht,e über die sich im Nachhinhein der verurteilende  
Richter amüsiert.

Prädikate / Auszeichnungen / Festivals
Prädikat: Wertvoll, Bundesfilmpreis 1991; Filmband in Silber und in  
Gold für Roland Gräf und Michael Gwisdek, Bergamo 1991: Goldene "Rosa  
Camuna“ (Preis für den besten Film)





Samstag, 7.11., 21.00 Uhr
Heißer Sommer
Spielfilm - DDR, 1967, Farbe, 91 min., FSK: 6
Musikfilm, Komödie, DVD





Regie: Joachim Hasler
Produzent: DEFA-Studio für Spielfilme
Drehbuch: Maurycy Janowski, Joachim Hasler Kamera Joachim Hasler,  
Roland Dressel Musik Gerd Natschinski, Thomas Natschinski,
Musikinterpreten: Tanzorchester des Berliner Rundfunks
Es singen: Frank Schöbel, Chris Doerk, Gerti Möller (Brit), Ingo Graf  
(Wolf), Die Kolibris, Das Columbia-Quartett, Der Michaelis-Chor

Sommer, Sonne, Tanz und die Musik der 60er Jahre. Eine Clique von  
Jungs und eine Gruppe von Mädchen müssen sich erst mal beweisen, wer  
am besten ist, bevor sie zusammen feiern. Mit dem Traumpaar dieser  
Zeit: Den Schlagersängern Chris Doerk und Frank Schöbel – ein  
Musikfilm, der mit über sechs Millionen Zuschauern zu den  
erfolgreichsten DEFA-Filmen aller Zeiten gehört.

Beim Trampen nach Norden kreuzen sich immer wieder die Wege von elf  
Oberschülerinnen aus Leipzig und zehn Oberschülern aus Karl-Marx- 
Stadt. Schließlich landen alle in einem kleinen Dorf an der Ostsee.  
Gegenseitig spielen sich die Gruppen immer wieder Streiche und auch  
die ersten Liebeleien lassen nicht lange auf sich warten.

Die Erlebnisse von Oberschülern und -schülerinnen während ihres  
Ferienaufenthaltes an der Ostsee dienen als dünner Handlungsfaden für  
teils etwas naive Musik- und Tanzeinlagen. Mit der prominenten  
Besetzung, avancierte die heiter-unverbindliche Sommergeschichte, die  
Gemeinschaftsgeist propagiert und egoistischen Haltungen eine Abfuhr  
erteilt, zum Kultfilm.








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